Lesung mit Tadeusz Dąbrowski

Am 13. Juni 2025 las der neunte Stadtschreiber Ascherslebens im Theatersaal der Kreativwerkstatt, der Autor Tadeusz Dąbrowski aus Polen.

Deutschland hat mit neun Staaten in Europa die meisten Nachbarländer. Wie blicken Autorinnen und Autoren aus diesen Ländern auf eine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt? Eine Antwort darauf will das europazentrierte Projekt „9 Points Of View – Schreiben auf Sicht“ der Kreativwerkstatt der Stadt Aschersleben geben. Neun Autorinnen und Autoren aus jeweils einem Nachbarland teilen sich das Stadtschreiberamt. Während ihres zweiwöchigen Aufenthalts bieten sie literarische Schreibwerkstätten mit 500 Schülerinnen und Schülern an und nehmen an Begegnungen und am Austausch mit bildenden Künstlern aus dem mitteldeutschen Raum teil.  

Den Abschluss in der Reihe der neun Autorinnen und Autoren aus den insgesamt neun Nachbarländern Deutschlands machte der polnische Dichter, Essayist und Chefredakteur der Literaturzeitschrift Topos, Tadeusz Dąbrowski.

In einer wiederum gut besuchten Lesung gab Tadeusz Dąbrowski Einblicke in seinen Werdegang als Dichter, welcher sich insbesondere der Poesie verschrieben hat. Insgesamt vier Bücher sind von Dąbrowski auf Deutsch erschienen. Aus einem dieser Gedichtbände, "Die Bäume spielen Wald" (2014-Hanserverlag), las er vor. 

Besondere Bedeutung misst der Autor der Metapher bei, überhaupt sei Sprache angefüllt mit Bedeutung, welche es freizulegen gelte, über die es zu schreiben lohne. So veröffentlichte er 2024 eine umfangreiche Essaysammlung zur Poesie in der Metapher. Im offenen Gespräch und in einer freundlichen Atmosphäre erläuterte Tadeusz Dąbrowski feinfühlig und mit leisem Humor seine Sicht auf die Welt der Sprache. Die Moderation des Abends oblag Jörg Blencke, dem Leiter der Kreativwerkstatt. Dies ist ihm nach einhelliger Meinung der Gäste wiederholt gelungen.

Nach seinem Eindruck von Aschersleben gefragt, verwies Tadeusz Dąbrowski auf seinen Start in der ersten Woche seines Aufenthaltes, welchen er mit Kindern der sechsten Klassen des Gymnasiums Stephaneum zubrachte. Mit diesen ging es zunächst auf Exkursion und anschließend in Schreibwerkstätten. Die Kinder arbeiteten eine Woche lang an der künstlerischen Umsetzung ihrer Texte in den unterschiedlichsten Techniken. Am Ende dieser Woche stand die Präsentation der Ergebisse am Freitag. Tadeusz Dąbrowski wünschte sich für sein Heimatland ähnliche Einrichtungen für polnische Kinder. Er zeigte sich beeindruckt von der Intensität und Qualität, in welcher in Aschersleben Kinder mit Kunst und Kultur in Berührung kommen und umgehen lernen.

Auf die Frage nach Texten, welche in Aschersleben entstanden seien, erzählte Tadeusz Dąbrowski von einer launige Predigt in der katholischen Kirche, welche ihn zu einem ersten Gedicht inspiriert habe. Er werde sicherlich weitere Gedichte verfassen. Überhaupt habe er in Aschersleben intensiv gearbeitet und seine Zeit hier genossen.

Am Ende des Leseabends ließen sich die Gäste Bücher vom Autor signieren. Alle waren sich einig, einen wunderbaren literarischen Abend erlebt zu habe.

Mit der neunten und letzten Lesung ist die Zeit für die Aschersleber Stadtschreiber noch nicht ganz vorbei. Im Herbst werden die 9 Stadtschreibertexte in einer ausführlichen Präsentation vorgestellt. Die Buchpremiere wird begleitet von einer grafischen Mappe mit Illustrationen zu den entstandenen Texten - von namhaften Künstlerinnen und Künstlern aus Sachsen-Anhalt. Schließlich wird es auch noch einen Film über das Projekt geben. Die Organisatoren des Projektes "Nine Points of View" stellen sich mehrere Veranstaltungen vor, in welcher die Bücher, die Grafikmappe und der Film der Öffentlichkeit präsentiert werden. Darauf darf sich das Publikum schon jetzt freuen.

13.06.2025